Ich schreibe normalerweise an dieser Stelle Briefe an meine Mama, aber dieses Mal geht es um mein schlechtes Gewissen. Es begleitet mich schon lange und taucht auch verlässlich auf, wenn es um meine Mama geht. So oft habe ich das Gefühl, dass ich mich nicht genug kümmere und das, was ich tue, nicht gut genug mache. Es ist Zeit, dieses schlechte Gewissen und die Schuldgefühle loszulassen, denn sie helfen weder mir noch Mama. Ein sehr persönlicher Abschiedsbrief.
Kategorie: “Liebe Mama…”
“Liebe Mama,…” – So beginnen die Briefe, die ich gerne schreiben würde, um die Fragen zu stellen, die ich habe. So vieles würde ich gerne mit meiner Mama bereden und so gerne würde ich sie um Rat fragen. Das geht nicht mehr. In diesen Briefen versuche ich für mich Antworten zu finden, auf meine Mama, auf den Alzheimer und mein Leben
Liebe Mama, wann fängt das Abschiednehmen an?
Ich bin nicht gut im Loslassen und Veränderungen machen mir oft Angst. Ich habe noch jemanden beim Sterben begleitet. Meine Großeltern sind jeweils unerwartet gestorben, ohne dass ich mich darauf hätte vorbereiten können. Mit meiner Mama erlebe ich das nun irgendwie anders. Seit Jahren habe ich Angst davor, dass sie stirbt. In letzter Zeit ist sie sehr viel ruhiger geworden. Mir macht es Angst, dass das Abschiednehmen anfängt. Darin geht es in diesem Brief an Mama – und darum, dass das Abschiednehmen ja längst angefangen hat.
Liebe Mama, alles Liebe zum Geburtstag!
Der 1. Juli ist ein besonderer Tag, weil Mama Geburtstag hat. Ich weiß nicht, ob sie noch weiß, dass sie Geburtstag hat, aber ich bin überzeugt davon, dass sie die Geburtstags-Fröhlichkeit spürt, dass sie die Erdbeertorte genießt und Freude an unserem Lavendel-Geschenk hat. Ein neuer Brief an Mama: Liebe Mama, alles Liebe zum Geburtstag!
Liebe Mama, manchmal fühle ich mich hilflos!
In letzter Zeit merke ich immer wieder, dass das mit dem Helfen und Unterstützen nicht so einfach ist. Dass da eine Lücke zwischen der Theorie und dem realen Leben ist. Ich merke, dass es für Papa oft schwer ist. Wenn mein Bruder und ich ihm Unterstützungsangebote vorschlagen oder wir Aufgaben abnehmen wollen, dann ist es ihm jedoch auch nicht recht und er meint, er möchte es selbst machen. Helfen zu wollen, aber nicht wirkich helfen zu können (oder dürfen), finde ich gerade schwer. Darum geht es in diesem Brief: Liebe Mama, manchmal fühle ich mich hilflos!
Liebe Mama, was brauchst du? – Warum das Fragen wichtig ist
Meine Mama ist so ruhig geworden und schläft viel. Liegt es an dem trüben Frühlingsgrau, an den Medikamenten oder an der fortschreitenden Demenzerkrankung? Dieses Schlafen macht mich unsicher und ich würde zu gerne fragen: Liebe Mama, was brauchst du? Hilft ihr aber mein Fragen? Stresst es womöglich und setzt sie unter Druck? Ich weiß es nicht – und doch denke ich, dass das Fragen nach den Bedürfnissen wichtig ist – für meine Mama und für uns.
Liebe Mama, spürst du den Frühling?
Endlich wird es wärmer und die Sonne vertreibt das graue Winterwetter, das sich so lange breit gemacht hat. Wie gerne würde ich mit Mama einen Spaziergang machen, oben auf dem Bahndamm, da wo die Apfel- und Kirschbäume blühen. Es ist schwierig geworden und das Spazieren klappt nicht mehr, aber wir versuchen, den Frühlig zu ihr zu bringen. Liebe Mama, riechst du den Frühling?
Liebe Mama, du machst mir Mut!
Manchmal im Leben gibt es Phasen, die sind nicht so einfach. Da stehe ich vor Herausforderungen. Ich fühle mich überfordert, bin traurig und weiß nicht so recht weiter. Mir hilft dabei oft der Blick auf meine Mama. Ein Dankesbrief: Liebe Mama, du machst mir Mut!