"Liebe Mama...", Selbstfürsorge

Lieber Papa, bitte pass auf dich auf!

Heute ist Welttag für psychische Gesundheit und an vielen Stellen machen Menschen auf psychische Erkrankungen aufmerksam. Krankheiten wie Depression, Angst- und Suchtstörungen sind von außen nicht sichtbar und doch treten sie häufig auf. Pflegende Angehörige haben ein erhöhtes Risiko und viele entwickeln depressive Symptome. Ich sehe an meinem Papa, mit wieviel Liebe und Kraft Menschen sich um ihren Partner kümmern. Aber ich sehe auch die Belastung und mache mir Sorgen. Aus aktuellem Anlass daher ein Brief an Papa: Lieber Papa, bitte pass gut auf dich auf!

Lieber Papa, bitte pass gut auf dich auf!

Heute ist Welttag für psychische Gesundheit und es gibt viele Berichte über psychische Krankheiten wie Depressionen, Angst- oder Suchtstörungen. Viele Menschen sind betroffen und verschiedene Faktoren führen dazu, dass eine Person psychisch erkrankt. Ich mache mir an diesem Tag auch Sorgen um dich. Nein, eigentlich mache ich sie mir jeden Tag, schon seit ein paar Monaten, wenn nicht gar Jahren. Denn gerade das Pflegen belastet auf Dauer so sehr, dass Menschen erkranken. Viele zeigen depressive Symptome, entwickeln Rückenschmerzen oder Schlafstörungen oder ein Burnout.

Ach, Papa, wir haben schon so oft darüber gesprochen, dass es für dich daheim anstrengender geworden ist. Wenn wir telefonieren oder zusammen sind, berichtest du davon. Du machst mich manchmal damit hilflos, denn obwohl es dir oft zu viel ist, fällt es dir doch so unheimlich schwer, Hilfe anzunehmen. “Ich schaffe das schon”, sagst du mir und wirkst mitunter verärgert, so als würde ich an dir zweifeln. “Ich weiß, Papa, du schaffst so viel. Aber ich möchte doch nur, dass du es ein wenig leichter hast”, sage ich. Und du antwortest: “Mach dir keine Sorgen. Ich schaffe das schon.”

Lieber Papa, ich mache mir Sorgen. Denn dieses Kümmern und Pflegen, das bleibt nicht ohne Folgen. Heute berichten viele über psychische Belastungen, an dir sehe ich sie. Für dich ist heute ein Tag wie jeder andere. Du stehst morgens früh auf, schaust ein wenig fern und dann beginnt dein Kümmern, das dich den ganzen Tag begleiten wird. Du weckst Mama, hilfst ihr beim Aufstehen, Waschen und Anziehen. Eine Pflegerin wird kommen, Mama ihre Medikamente geben und für ein paar Stunden bei ihr sein. Du fährst schnell einkaufen und dann bist du wieder da. Bereitest das Essen zu, isst mit Mama und zeigst so viel Geduld und Liebe. Den ganzen Tag.

Lieber Papa, wie machst du das nur? Denn gleichzeitig siehst du ja auch dabei zu, wie Mama immer mehr geht und musst immer wieder Abschied nehmen. Es ist körperlich anstrengender geworden, weil Mama kaum noch gehen mag und auch beim Aufstehen und Hinsetzen viel Unterstützung benötigt.

Viele pflegende Angehörige entwickeln eine Erschöpfungsdepression oder andere Symptome von chronischer Überlastung. Lieber Papa, ich wünschte, dir würde es nicht so schwer fallen, Hilfe anzunehmen. Nach und nach haben wir ein Pflegenetzwerk aufgebaut und ich weiß, wie schwer dir das fällt. Am liebsten würdest du dich ganz alleine um Mama kümmern, möchtest sie nicht in fremde Hände geben.

Aber Papa, bitte pass auf dich auf. Ich weiß, das fällt dir schwer beziehungsweise: Das kommt dir gar nicht in den Sinn.

Es ist ein Tag wie jeder andere. Wir telefonieren kurz, du klingst müde – und ich bin es auch. Wir machen beide gerade viel durch, jeder für sich und ich kann nicht so viel helfen wie ich gerne würde. “Du weißt, ich bin für dich da, wenn du mich brauchst”, sagst du.

Lieber Papa, ich weiß. Und ich drücke die Tränen weg und sage: “Ich auch für dich.” Lieber Papa, pass gut auf dich auf. Wir brauchen dich noch.

Deine Peggy


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Das Krisentelefon der Telefonseelsorge steht rund um die Uhr zur Verfügung. Hier findest du Hilfe: Telefon: 0800 – 11 10 111 und 0800 – 11 10 222

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