Buchtipps

Buchvorstellung: „Herausforderung angenommen!“

Zum Auftakt meiner Bücherreihe stelle ich euch ein ganz besonderes Buch vor: „Herausforderung angenommen!“. Es gibt viele Ratgeber und Bücher über Demenz und Alzheimer. Aber dieses sticht hervor, weil einer der Autoren – Leo Beni Steinauer – selbst mit demenziellen Veränderungen lebt. Es ist ein echtes Mutmachbuch! Hier findet ihr die Buchbesprechung.

Es gibt zahlreiche Bücher über das Thema Demenz. Regelmäßig stelle ich euch Ratgeber, Romane, Berichte, Journals vor. Hier findet ihr die Besprechung von „Herausforderung angenommen!“

Was ist es für ein Buch?

Sachbuch. Ein Erfahrungsbericht, mit Info-Teilen („Gut zu wissen!“ Zu Selbsthilfegruppen, Vorsorgeinstrumenten, Pflegezeiten, Kreativität & Kunst, Wohngemeinschaften)

Cover_Herausforderung angenommen

Buchfakten: „Herausforderung angenommen! Unser neues Leben mit Demenz“, Hogrefe-Verlag, 2021, 22,95 Euro (E-Book 19,99) zum Buch auf der Verlagsseite

Wer hat es geschrieben?

Leo Beni Steinauer, Rolf Könemann und Peter Wißmann. Leo Beni Steinauer lebt seit 2017 mit der Diagnose Lewy-Body-Demenz, Rolf Könemann ist Benis Ehemann und Partner in Crime. Peter Wißmann ist Autor, Coach und Berater. Er war 14 Jahre Leiter des Demenz Support Stuttgart und hat das Team WAL – Wachstum ab der Lebensmitte – mitbegründet. In einem Interview haben die drei Autoren von der Entstehung des Buches erzählt, hier könnt ihr es lesen.

Beni Steinauer, Rolf Könemann und Peter Wißmann (von links nach rechts)

Worum geht’s?

Die Autoren erzählen die Geschichte von Beni und Rolf: vom ersten Kennenlernen des Paares, wie es zur Diagnose Lewy-Body-Demenz kam und wie die beiden damit umgehen. Sie schildern offen die Herausforderungen, die mit der Demenz einhergehen und welche Lösungen sie für sich gefunden haben.

Auszug:
Viele Dinge funktionieren nicht mehr richtig. Manchmal habe ich den Pulli oder auch die Hose verkehrt herum an. Überhaupt dauert es ewig, bis ich ein Kleidungsstück anhabe. Zuknöpfen geht gar nicht. Das ist schon beschwerlich“, sagt Beni. Sich nicht mehr alleine anziehen können: Das ist eins der Dinge, die Beni am meisten bedrücken. „Das selbstständige Anziehen, das ist für mich eine der wichtigsten Fähigkeiten, die ich vermisse. Ich kann keinen Gürtel mehr alleine in die Hose einziehen. Mit Reißverschlüssen komme ich gar nicht mehr klar. Rolf legt mir die Kleidung morgens immer so hin, dass ich möglichst problemlos hineinschlüpfen kann. So funktioniert es einigermaßen, sonst könnte ich mich überhaupt nicht mehr anziehen. Das macht mich traurig. Ich habe in meinem Leben so viel gearbeitet, Meetings organisiert und Leute gefördert – und jetzt kann ich mich nicht mal mehr alleine ankleiden.“

Rolf und Beni beschreiben, wie sie ihren Alltag leben. Es geht ihnen nicht darum, anderen Tipps zu geben, aber natürlich kann man von ihrem Beispiel und ihren Erfahrungen auch etwas für sich mitnehmen, wenn man einen Angehörigen mit Demenz hat oder selber betroffen ist. Zum Beispiel, die Kleidung rauszulegen bzw. rauslegen zu lassen. Wenn Beni nicht mehr weiterkommt, geht er auch mal zur Nachbarin. Zudem kommt eine Helferin, die ihn an einigen Tagen unterstützt. Beni und Rolf nehmen Beratung in Anspruch und auch der Austausch in der Selbsthilfegruppe wird für Beni wichtig. Das sind hilfreiche Ratschläge für andere Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen.

Lernfaktor?

Beni und Rolf sind anfangs durch die Diagnose verunsichert. Sie machen sich Sorgen und durchleben Ängste – doch jeder macht dies mit sich selbst aus. Als sie anfangen, sich darüber auszutauschen, merken sie, wie gut dies tut und dass es ihnen gemeinsam gelingt, Lösungen zu finden. Sie öffnen sich und gehen auf Veranstaltungen wie das DemenzMeet oder nehmen am Chorprojekt „Unvergesslich“ teil. Ihr Wunsch war es, nicht allein zu sein und sie berichten, wie alleine sie sich anfangs nach der Diagnose gefühlt haben. Genauso geht es vielen Menschen, die mit einer Demenz leben, und auch ihren Angehörigen. Wenn man offen damit umgeht, und es gelingt, Hilfe anzunenehmen und um Hilfe zu bitten, dann ist man nicht allein.

Extras

viele Adressen rund um Demenz sowie weiterführende Literatur. Es gibt ein Lied zum Buch. Dieses gibt’s auf Spotify, YouTube und der zum Buch gehörigen Website „Herausforderung angenommen“

Leseprobe

Hier findet ihr einen Blick ins Buch

Mein Lieblingssatz

„Wenn wir nicht darüber sprechen, wie sollen es andere Menschen dann erfahren und lernen?, meint Beni.“

Mein Fazit

Im Buch beschreiben die Autoren auch, wie das Buch entstanden ist. „Es soll ein Mutmachbuch sein“, sagt Beni dazu. „Wir wollen anderen Menschen Mut machen, ihr Leben mit einer Demenz anzunehmen und das Beste daraus zu machen.“ Ich finde, das ist ihnen richtig gut gelungen. Zu sehen, wie das Paar mit der Demenz umgeht, hat etwas sehr Tröstliches und stärkt. Es ist ein wahres Mutmachbuch!

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