In einem der letzten Blogbeiträge habe ich über die Erfahrung von einem Arztbesuch geschrieben. “Man kann ja nichts machen”, sagte die Ärztin. Stimmt natürlich nicht! Klar, man kann eine Demenz nicht heilen, aber vieles tun, um Menschen mit Demenz zu stärken. Eine aktuelle Studie zeigt, wie wichtig soziale Kontakte sind. Die Forscher fanden heraus, dass psychosoziale Maßnahmen, regelmäßige soziale Kontakte und gemeinsame Aktivitäten zu mehr Lebensqualität und Wohlbefinden sowie zu weniger Demenzsymptomen führt und die Krankheit langsamer fortschreitet. Hier stelle ich euch die Studie des DZNE vor.

Kann man wirklich nichts machen?
In einem der letzten Blogbeiträge habe ich über einen Arztbesuch geschrieben. Die Ärztin sagte: “Man kann ja nichts machen.” Ich habe in dem Text erklärt, warum das so nicht stimmt und warum ich diese Aussage falsch und vor allem auch demotivierend finde. Denn sie stärkt weder den Menschen mit Demenz noch macht sie den Angehörigen Mut.
Klar, eine Demenz kann man nicht heilen. Und jeder, der das verspricht, entweder mittels Nahrungsergänzungsmittel oder anderer Methoden, der sät nur Hoffnungslügen, die fern jeglicher Realittät sind. Erst vor ein paar Tagen hat mir jemand ein Video geschickt, in dem ein Experte erzählte, dass Menschen mit Alzheimer nur ihre Ernährung umstellen müssten – bitte auf viel Kokosöl – und dann würden sie wieder gesund werden. Oh Mann, echt jetzt?! Bitte nicht glauben! Solche Hoffnungslügen machen mich wütend, denn sie stimme nicht und ziehen Menschen nur Geld aus den Taschen.
Aber, und das ist die gute Nachricht: Man kann etwas tun. Nach der Diagnose Demenz ist nicht alles hoffnungslos und dazu möchte ich euch eine spannende Studie vorstellen.
Eine neue Studie zeigt: Soziale Kontakte sind wichtig
Welche Rolle spielen psychosoziale Maßnahmen? Welchen Einfluss haben soziale Kontakte? Wie wirken sich gemeinsame Aktivitäten aus? – Diesen Fragen gingen Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) nach. Sie veröffentlichten vor kurzem einen Forschungsbericht. Darin zeigen sich drei zentrale Ergebnisse:
1. Psychosoziale Maßnahmen wirken sich positiv aus
Menschen mit Demenz bewerten psychosoziale Maßnahmen wie beispielsweise Musiktherapie oder Tiergestützte Therapie als sehr wichtig. Nach Aussage der Teilnehmenden wirken sich diese Maßnahmen positiv auf die Demenzsymptome und auch auf den Verlauf der Krankheit aus.
So berichten die Forscher von besserem Wohlbefinden und höherer Lebensqualität und einem langsameren Fortschreiten der Erkrankung. Weiter heißt es im Bericht: “Berichtet wurde von einem Rückgang herausfordernden Verhaltens und Schmerzen sowie von der Wiedererlangung von Fähigkeiten und der Motivation, Tätigkeiten ausführen zu wollen.” Durch die Aktivitäten werden die Menschen mit Demenz in ihrer Person gestärkt, sie erleben sich als kompetent und selbstwirksam.
Spannend finde ich auch das Ergebnis, dass psychosoziale Maßnahmen zudem einen positiven Einfluss auf die Beziehung zwischen dem Menschen mit Demenz und dem betreuenden Angehörigen haben. Die Befragten berichteten davon, dass die Aktiviäten ihre Beziehung gestärkt habe.
2. Soziale Kontakten und gemeinsame Aktivitäten fördern
Die Untersuchung zeigt, dass die eigene Lebenswelt für Menschen mit Demenz eine bedeutende Rolle spielt – und sie davon profitieren, wenn sie gute soziale Kontakte haben und gemeinsame Aktivitäten erleben: kleine Ausflüge, SpaziergängeDer Bericht zeigte, dass vor allem gemeinsame Aktivitäten sich positiv auswirken. Die Erklärung: “Durch regelmäßige soziale Kontakte und die Einbindung in ein soziales Gefüge wie der Familie oder einer familiären Gemeinschaft … kann Anerkennung, Wertschätzung und ein Zugehörigkeitsgefühl durch die Menschen mit Demenz erfahren werden”, so der Bericht.
Menschen mit Demenz mit einem aktiven sozialem Umfeld zeigten weniger Demenzsymptome und einen langsameren Krankheitsverlauf.
Das soziale Umfeld muss übrigens nicht zwingend die Familie sein, auch durch die Einbindung in eine Gruppe der Tagespflege zeigten sich laut Bericht positive Effekte.
3. Die Teilhabe in der Gesellschaft tut gut
Viele Angehörige sagten in dem DZNE-Bericht, dass sich die sozialen Beziehungen nach einer Demenz-Diagnose veränderten und sich Freude und Bekannte zurückziehen. “Es gibt viele, die können damit nichts anfangen und die sind irritiert und ziehen sich zurück. Da werden Kontakte dann eingestellt oder es wird in Gegenwart der Dementen über die Dementen gesprochen, anstatt sie direkt selber anzusprechen, weil man ihnen keine Antwort mehr zutraut”, so steht es im Bericht.
Wichtig sei jedoch die Akzeptanz und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, da sie Menschen mit Demenz soziale Kontakte und Aktivitäten ermögliche.
Was Angehörige tun können
Die Wissenschaftler sehen einen Bedarf auch an gesellschaftlicher Aufklärung sowie der Unterstützung der Angehörigen, um ein Verständnis für Demenzsymptome zu schaffen. Wie dies gelingen kann, das wollen sie in weiteren Untersuchungen erarbeiten. Die Studie hat klar gezeigt, dass soziale Kontakte wichtig sind. Wie genau das im Alltag aussehen kann, weiß jeder für sich und seinen Angehörigen selbst am besten.
Ein wichtiger Punkt ist sicher unsere Sprache: Wie reden wir über Demenz? Reden wir überhaupt mit Menschen mit Demenz oder nur über sie? Wie gut, dass sich Experten damit beschäftigen und hoffentlich gesellschaftliche Veränderungen folgen.
Allerdings denke ich, dass auch Jeder und Jede selbst etwas tun kann. Es hilft Menschen mit Demenz, wenn Angehörige :
- genauer hinschauen, nachfragen und ihre Bedürfnisse ernst nehmen
- gemeinsame Aktivitäten fest in den Alltag integrieren, zum Beispiel Spaziergänge oder Musik hören
- sie dabei unterstützen, dass sie weiterhin ihren Hobbys – ob das nun malen oder laufen ist – weiterhin nachgehen können
- den Austausch und das Zusammensein mit anderen ermöglichen
- neue Aktiviäten anregen, wenn es von alleine schwerfällt
- Auszeiten und Schönes anregen, zum Beispiel einen Konzertbesuch
Ich weiß, dass es im Alltag mitunter schwierig ist, weil sich Freunde und Bekannte zurückziehen. Weil mn nicht immer erklären möchte und selber unsicher ist, was im Alltag noch geht und was nicht mehr. Aber ich finde diese Studie dennoch extrem wertvoll, denn sie zeigt, wie wichtig das Miteinander und gemeinsame Aktivitäten für Menschen mit Demenz sind. Demenz wird ja vorwiegend als Erkrankung behandelt und Betroffene erhalten Medikamente (und die möchte ich nicht anzweifeln).
Und doch kommt es auf mehr als Medizin an: auf das Miteinander – und das zu wissen und sich auch um diesen Bereich zu kümmern, finde ich sehr wertvoll.
Ein Gedanke zu „Was man tun kann: Gemeinsam was unternehmen“