Tipps für den Alltag, Wie ich helfen kann

Vorbereitet für einen Notfall: Den Hausnotruf üben

Lange Zeit hatten meine Eltern kein Notrufsystem im Haus. Nach einem kleinen Notfall aber haben mein Bruder und ich uns dafür entschieden, weil wir so sicher sein können, dass im Notfall schnell medizinische Hilfe bei meinen Eltern ist – und die wüsste auch um Mamas Alzheimer. Aber: Worauf kommt es an bei so einem System? Wie gelingt das mit der Benutzung? Mama kann den Notruf selbst nicht mehr bedienen und mein Papa fremdelt mit jeglicher Technik. Meine Tipps für den Hausnotruf findet ihr in diesem Beitrag.

Band von einem Hausnotrufsystem

Ein Hausnotrufsystem – Ist das was für uns?

Lange Zeit dachten wir, wir bräuchten kein Hausnotrufsystem. Ich erinnere mich, dass der Pflegeberater in einem Gespräch vor etlichen Jahren dieses Thema anschnitt und uns darauf aufmerksam machte. Es gäbe sogar finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten der Pflegekasse…

Aber mein Papa antwortet damals, das sei nicht notwendig. Falls Mama etwas passiere, sei er ja da. Und ihm würde schon nichts passieren. Er war so davon überzeugt, dass ich nicht weiter nachfragte. Außerdem dachte ich: Er hat ja das Telefon. Das konnte er ja sehr gut bedienen und im Notfall könnte er die 112 anrufen.

Wer hilft Mama und Papa im Notfall?

Lange dachte ich nicht an ein Hausnotrufsystem, aber die Frage, wie wir mit einem medizinischen Notfall umgehen könnten, beschäftigte mich weiter. Und ich merkte, dass das Thema auch meinen Papa umtrieb. Für ihn stand und steht vor allem die Frage im Raum: Wer kümmert sich um Mama, wenn ihm etwas passiert?

Mich beschäftigen noch viel mehr Fragen: Wer kümmert sich um Papa, wenn ihm etwas passiert? Wie erfährt der Rettungsdienst überhaupt von dem Notfall? Wer sorgt dann für Mama, bis mein Bruder, ich oder ein anderer Angehöriger bei ihr sein können? Und falls Mama, etwas passiert, wie sorgen wir dafür, dass die Erst-Helfer wissen, dass sie Demenz hat?

Die Sorgen um einen möglichen Notfall blieben. Und dann hatte Mama tatsächlich einen kleinen Zusammenbruch. Das war das Signal, dass wir uns besser vorbereiten müssten. Mein Bruder mit Familie war zu dem Zeitpunkt zum Glück bei meinen Eltern. Er kümmerte sich letztlich um alles, weil sich zeigte, dass Papa emotional überfordert war. Als erste kleine Maßnahme, um für einen Notfall vorbereitet zu sein, besorgte ich für meine Eltern eine Notfalldose.

Ein Hausnotrufsystem soll her: Aber welches?

Doch irgendwie war auch klar, dass diese Maßnahme nicht genügt. Ich begann mich mit dem Thema Hausnotruf zu beschäftigen und wir beschlossen, dass wir so ein System für meine Eltern anschaffen wollen. Aber welches? Ich fing an zu recherchieren und merkte, dass es nicht nur verschiedene Anbieter und Systeme gibt, sondern sie sich auch noch in Zusatzleistungen unterschieden. Ganz schön schwierig, sich da zu entscheiden… (Bei der Verbraucherzentrale findet ihr einen guten Artikel über Hausnotrufsysteme oder auch bei pflege.de bekommt ihr einen guten Überblick.) Mir war bei der Auswahl besonders wichtig, dass die Helfer schnell da sind. Informiert euch einfach und schaut genau hin bei den Zusatzleistungen und Vertragslaufzeit.

Im Laufe der Recherche kamen auch leise Zweifel: Ist wirklich ein Hausnotruf notwendig, wenn Mama ihn sowieso nicht mehr bedienen kann? Lohnt sich das? Es stand fest, dass die Pflegekasse es in unserem Fall nicht bezuschussen würde, da meine Mama das Notrufsystem nicht mehr nutzen kann und Papa keinen Pflegegrad hat (Hier findet ihr Infos, wie Kostenübernahme durch die Pflegekasse funktioniert).

Die Vorteile überwogen jedoch deutlich. Für uns sind das folgende:

  1. Papa kann im Notfall schnell und einfach Hilfe holen. Er muss nicht erst eine Nummer im Telefon eintippen, sondern braucht nur den Knopf auf dem Armband oder dem System zu drücken.
  2. Die Notrufzentrale hatte bereits gesundheitliche Informationen von meinen Eltern. Ein Rettungsdienst oder -arzt wüsste also auch, dass Mama Alzheimer hat und welche Medikamente sie nimmt – und könnte eine Notfallsituation besser einschätzen.
  3. Die Zentrale kann nicht nur den Notarzt, Feuerwehr oder Polizei verständigen, sondern auch die hinterlegten Kontakte. Wir haben mehrere Kontakte eingetragen, uns als bevollmächtigte Kinder, aber auch andere Angehörige, die in der Nähe meiner Eltern wohnen.

Damit im Notfall alles klappt: den Hausnotruf üben

Den Haustnotruf zu bekommen, hat mich beruhigt, weil ich dachte, dass ein Notfall bei meinen Eltern bestmöglich vorbereitet ist. Als das Gerät kam, installierte ich es für meinen Papa, wir beschrifteten die Armbändchen und legten auch Mama eines um. Sie würde es zwar nicht drücken können, aber Papa würde es im Notfall bedienen können oder auch jemand anderes, der sich gerade um Mama kümmert.

Der Servicedienst hatte mir noch mit auf den Weg gegeben, dass wir den Hausnotruf regelmäßig betätigen sollten, um den Vorgang zu üben. So gab ich das an Papa weiter und dachte, er würde das machen.

Zu wissen, dass meine Eltern nun ein Hausnotrufystem hatten, gab mir eine gewisse Sicherheit. Beim nächsten Besuch jedoch zweifelte ich: Die Bändchen schlumperten in einer Schale herum. Und als ich Papa nach dem Notrufsystem fragte, meinte er, er wüsste nicht, wie das funktioniere und außerdem sei ja alles in Ordnung. Da merkte ich, wie wichtig der Tipp von dem Mitarbeiter gewesen war und dass ich meinen Eltern nicht nur helfe, indem ich ihnen dieses Gerät besorge, sondern vor allem auch, indem ich dafür sorge, dass Papa es benutzen kann.

Papas Scheu vor der Technik – regelmäßig anrufen

Eigentlich hätte ich wissen müssen, dass mein Papa, der jeglicher Technik immer desinteressiert bis ängstlich gegenüber stand, sich nicht auf eigene Faust mit dem Notrufsystem anfreunden würde. Da entschied ich, dass wir das zur Routine machen würden und alle paar Monate da anrufen würde. Ich hatte noch unsicher nachgefragt, ob das wirklich okay sei, aber der Servicemitarbeiter meinte, dass das sogar erwünscht sei, denn das wäre auch ein Check, ob alles funktioniere.

Ich erinnere mich an den ersten Anruf. Papa wollte nicht auf den Knopf drücken und ich merkte, die Scheu, die er hatte. Ich erklärte, wie wichtig es sei, um die Funktion zu testen. Er drückte den Knopf an der Basis und kurz darauf ertönte die Stimme aus der Zentrale. Ein Mitarbeiter sprach Papa mit Namen an und fragte, ob alles in Ordnung sei. Ja, alles sei gut – und wir verabschiedeten uns.

Meine Mama sagte manchmal den Satz “Übung macht den Meister”. Ich glaube, in vielen Dingen hat sie damit recht. Zumindest aber bin ich überzeugt, dass es die Scheu nimmt, wenn man die Technik schon bedient hat und eine gewisse Sicherheit etabliert hat.

Bei meinem letzten Besuch hätte ich den Test fast vergessen. Dann fiel mein Blick auf die Notrufbasis und ich meinte, wir sollten mal wieder üben, den Hausnotruf zu benutzen. Ein kurzer Zweifel von Papa, aber er drückte auf den Knopf und eine nette Stimme fragte: “Guten Abend, Herr Elfmann. Geht es Ihnen gut?” “Ja, alles gut”, sagte Papa. Wie gut, dass er den Notruf bedienen kann, dachte ich, und: Hoffentlich benötigt er ihn nicht.

Fazit: Meine drei Tipps zum Hausnotruf

  1. Passende Kontaktpersonen wählen: Achtet darauf, wen ihr als Kontaktpersonen eintragt. Wenn ihr in größerer Entfernung lebt, sollte auch noch ein Angehöriger oder Bekannter als Notfallkontakt hinterlegt sein, der schnell vor Ort sein kann.
  2. Passender Anbieter: Informiert euch gründlich und checkt, welche Angebote zu euch passen. Schaut euch die Vertragsbedingen genau an (hier hat die Verbrauchzentrale eine Checkliste bereitgesellt). Sind die Helfenden qualifizierte Fachkräfte? Wie schnell sind sie vor Ort? Eventuell macht ein regionaler Anbieter mehr Sinn.
  3. Üben, üben, üben. Übt immer wieder mit eurem Angehörigen, dass er oder sie das Gerät bedienen kann und sich auch traut darauf zu drücken. Die Routine hilft dann auch im Notfall.

Habt ihr noch Tipps zum Hausnotrufsystem? Wie funktioniert das bei euch?

2 Gedanken zu „Vorbereitet für einen Notfall: Den Hausnotruf üben“

  1. Liebe Peggy, vielen Dank für diesen tollen Artikel! Ich habe mich mit dem Thema bisher auch nur im Rahmen meines Ehrenamts beim DRK am Rande beschäftigt, aber noch nie im privaten Umfeld. Aber früher oder später wird es ein Thema werden. Meine Eltern wohnen in einem kleinen Dorf allein in einem großen Haus. Noch sind sie topfit, aber man weiß nie, wie lang noch. 1000 Dank für den Einblick. Ich finde vor allem die Info, dass man das Anrufen üben kann, sehr wertvoll. Denn im Ernstfall scheut man sich dann vielleicht. Wenn man aber weiß, dass am anderen Ende jemand freundliches sitzt, der auch genau weiß, wer ich bin – das nimmt dann glaub eine ganz große Portion Scheu von einem.
    Ich wünsche euch, dass der Hausnotruf ein Übungsobjekt bleiben darf.
    Alles Liebe, Susanne

    1. Das ist vermutlich sogar normal, dass man sich scheut. Beim ersten Anruf mit Papa hatte ich ehrlich gesagt auch ein wenig Bammel. Aber zu merken, dass es ganz easy geht, fand ich auch beruhigend

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