Mann und Frau stehen am See
"Liebe Mama..."

Liebe Mama, hast du auch Angst vor der Kurzzeitpflege?

Ich sitze vor meinem Laptop und fülle die Unterlagen aus. Meine Mama wird demnächst für einige Tage zur Kurzzeitpflege in ein Heim gehen. Papa braucht diese Auszeit ganz dringend. Ich dachte immer, ich könnte seine Aufgaben übernehmen, wenn er nicht mehr kann. Aber ich kann das nicht – und das Beste und Wichtigste, was ich gerade tun kann, ist meine Eltern dabei zu unterstützen, die Kurzzeitpflege zu nutzen. Jahrelang habe ich Papa erzählt, dass er diese Unterstützungsleistung unbedingt nutzen soll. Und jetzt merke ich, dass nicht nur ihm dieser Schritt schwer fällt, sondern auch mir. Ich habe Angst davor und zweifle, auch wenn ich weiß, dass es richtig ist. Ich unterschreibe mit gemischten Gefühlen. Ein neuer Brief an Mama: Liebe Mama, hast du auch Angst vor der Kurzzeitpflege?

Papa und ich
"Liebe Mama..."

Lieber Papa, weißt du, dass du dich großartig um Mama kümmerst? Und dass du trotzdem Hilfe brauchst?

An dieser Stelle schreibe ich immer Briefe an meine Alzheimer-kranke Mama. Es sind meine Fragen und Gedanken, die ich ich so gerne mit ihr teilen möchte. Heute schreibe ich einen Brief an meinen Papa. Ein mini-bisschen, weil bald Vatertag ist. Meinem Papa war dieser Tag immer ziemlich egal – und doch ist er eine wunderbare Gelegenheit Danke zu sagen. Denn ohne meinen Papa würde es meiner Mama nicht so gut gehen. Das ist der Hauptgrund für meinen Brief. Mein Papa leistet jeden Tag Großartiges, so wie Millionen pflegender Angehöriger. Aber ich sehe auch, dass er tagtäglich mehr leistet, als er auf Dauer geben kann. Ich spreche oft mit ihm darüber und dränge ihn, mehr Hilfe anzunehmen. Denn ich habe Angst um ihn und mache mir Sorgen.