Vor ein paar Tagen habe ich mit Steffi von Work & Family ein Projekt auf Instagram gestartet: picsofcare. Es ist ein ganz besonderes Projekt, in dem pflegende Angehörige von sich und ihren Herausforderungen berichten. Und sie stellen ihre Forderungen für eine Pflegereform, unter anderem dafür, dass die Verhinderungspflege flexibel und stundenweise genommen werden kann. Für viele Familien ist das eine wichtige Möglichkeit, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Wir würden uns sehr freuen, wenn ihr das Projekt unterstützt, denn die stundenweise Inanspruchnahme der Verhinderungspflege ist gerade für Menschen mit Demenz wichtig.

Manchmal bin ich ein sehr politischer Mensch, nicht im Sinne von Parteipolitik. Aber im Sinne davon, dass ich mich engagiere und laut werde, wenn ich das Gefühl habe, dass in unserer Gesellschaft etwas nicht gut läuft. Am 4. November 2020 erschien ein Eckpunktepapier des Bundesgesundheitsministeriums zur geplanten Pflegereform 2021. Viele positive Veränderungen sind darin enthalten.
Allerdings stehen darin auch Vorschläge, die für viele pflegenden Angehörigen negativ sind. Demzufolge soll künftig ein Teil der Verhinderungspflege nur einer längeren Verhinderung der Pflegeperson vorbehalten bleiben. Für die stundenweise Inanspruchnahme der Verhinderungspflege soll ab dem 1. Juli 2022 maximal 40 Prozent des Gesamtjahresbetrags zur Verfügung stehen.
Gerade diese stundenweise Inanspruchnahme der Verhinderungspflege ist für pflegende Angehörige aber eine wichtige Entlastung im Alltag. Um unkompliziert und ohne großen bürokratischen Aufwand beruflichen Themen nachzugehen, einkaufen zu gehen, einem eigenen Hobby nachzugehen und Kraft zu schöpfen.
Stundenweise Betreuung: wichtig für Menschen mit Demenz
Gerade auch für Menschen mit Demenz ist stundenweise Betreuung oft ideal. „Während eine stundenweise Betreuung meist gut akzeptiert werden kann und sogar förderlich ist, stellt eine mehrtägige Betreuung oder Kurzzeitpflege einen erheblichen Eingriff im Leben demenzerkrankter Menschen dar, mit teils erheblichen Nachteilen und Umstellungs- bzw. Anpassungsproblemen aufgrund des starken Eingriffs in die gewohnten Abläufe des täglichen Lebens“, schreiben Monika Kaus und Sabine Jansen von der Deutschen Alzheimer Gesellschaft in einem offenen Brief an den Bundesgesundheitsminister Jens Spahn.
Dieses Eckpunktepapier ist zwar nur ein Eckpunktepapier, aber Fachverbände und Angehörige kritisieren es bereits massiv, vor allem die Einschränkung der Verhinderungspflege. Denn sie würde in der Tat viele Familien einschränken. Hilfreich für pflegende Angehörige wären mehr Flexibilität der Unterstützungsleistungen.
Mitmachen I: Die Online-Petition unterzeichnen
Wenn ihr das unterstützen wollt, könnt ihr die Online-Petition von Kerstin Wasmuth unterzeichnen (geht mit ein paar Klicks ganz einfach und ist so wichtig). “Die Verhinderungspflege darf durch die Pflegereform 2021 nicht eingeschränkt werden!”, fordert Kerstin Wasmuth. “Es gibt so viele Menschen, die sich auf diese Art von sozialem Kontakt freuen und deren Angehörige auf die stundenweise Entlastung dringend angewiesen sind.”
Die Petition fordert, aus den Ansprüchen auf Kurzzeit- und Verhinderungspflege, ein Gesamtjahresbudget zu bilden, welches voll flexibel ist und zu 100 Prozent für die stundenweise Verhinderungspflege in Anspruch genommen werden darf.
picsofcare: Was wollen wir?
Eine andere Möglichkeit, aktiv zu werden, ist die Aktion @picsofcare auf Instagram. Stephanie Poggemöller von Work & Family und ich haben die Aktion ins Leben gerufen. Auf @picsofcare berichten pflegende Angehörige von ihrem Alltag und den Herausforderungen. Sie erklären, warum die Verhinderungspflege so wichtig für sie ist und was sie sich von einer Pflegereform wünschen.
Dabei ist uns wichtig, dass pflegende Angehörige sich zu einer Lobby formieren, egal ob es pflegende Eltern, Kinder, Geschwister… sind. Bislang gehen die Forderungen der Pflegenden häufig unter – und das obwohl sie der Pflegemotor Nr. 1 sind. In Deutschland leben 4,13 Millionen Pflegebedürftige. 80 Prozent von ihnen werden zu Hause gepflegt.
Aufgrund der Alterung der Gesellschaft sind in Deutschland immer mehr Menschen von Pflegebedürftigkeit betroffen. Die Zahl der Pflegebedürftigen steigt stetig an. Waren es im Dezember 1999 noch 2,02 Millionen, ist die Zahl im Dezember 2009 auf 2,34 Millionen gestiegen und im Dezember 2019 waren es bereits 4,13 Millionen Personen. Tendenz weiterhin steigend. Pflege geht uns alle an, denn jeder von uns könnte betroffen sein. Deswegen finde ich es so wichtig, sich für dieses Thema zu engagieren.




Mitmachen II: Werde Teil von picsofcare
Wenn ihr mitmachen und ein Teil von picsofcare werden wollt, dann beantworte in 2-3 Sätzen, die folgenden Fragen:
- Wen pflegst du und wie lange schon?
- Was ist Deine größte Herausforderung?
- Welche Folgen hätte eine Reduzierung der stundenweise Verhinderungspflege für dich?
- Was wünscht Du Dir von der Pflegereform?
Bitte schicke uns Deine Antworten zusammen mit einem Bild an picsofcare@gmail.com.
Teilt diese Aktion gerne mit anderen Pflegenden, die bei der Aktion mitmachen würden.
Wir freuen uns darauf, dass in den kommenden Wochen viele pflegende Angehörige aus ihrem Alltag berichten und wir gemeinsam für Aufmerksamkeit für ein wichtiges Thema sorgen. Danke!
Ein Gedanke zu „Unterstützung für pflegende Angehörige – Mit picsofcare“