Einsamkeit – Viele Angehörige von Menschen mit Demenz kennen das Gefühl. Sowohl ältere als auch junge Menchen fühlen sich einsam. Einsamkeit ist ein stilles, aber starkes Gefühl. Von außen ist es manchmal schwer zu erkennen – und zu helfen ist nicht weniger einfach. Was kann ich tun, wenn ich mich einsam fühle? Wie kann ich andere unterstützen? Darüber habe ich mit Anja im Podcast “Leben, Lieben, Pflegen” gesprochen. Es gibt (leider) nicht den einen perfekten Ratschlag, aber es gibt Möglichkeiten, die helfen können. Im Beitrag stelle ich fünf vor.

Diese Themen findest du in diesem Blog-Artikel
Einsamkeit und Demenz
Hin und wieder fühle ich mich einsam mit der Alzheimererkrankung meiner Mama. Darüber habe ich in einem Brief an meine Mama geschrieben. Viele Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen fühlen sich einsam. Eigentlich paradox, wenn man bedenkt, dass in Deutschland 1,6 Millionen Menschen mit der Erkrankung leben. Auch im Podcast “Leben, Lieben, Pflegen – Der Podcast zu Demenz und Familie” haben Anja Kälin von Desideria Care und ich über das Thema Einsamkeit gesprochen und was dann helfen kann.
Einsamkeit ist nicht nur ein Gefühl, sondern stellt auch ein Gesundheitsrisiko dar. Menschen, die sich einsam fühlen und von anderen isoliert sind, erkranken häufiger an Depressionen und haben ein höheres Risiko für die Entwicklung einer Demenz. Studien deuten auch auf einen Zusammenhang zwischen Einsamkeit und Krankheiten wie Herzinfarkt, Krebs, Schlaganfall hin.
Was lässt sich tun?
1. Die Einsamkeit verstehen
Häufig wird Einsamkeit damit gleichgesetzt, wenig oder keine soziale Kontakte zu pflegen. Doch einsam fühlen kann sich auch, wer inmitten einer Gemeinschaft ist. Von außen wirkt es scheinbar normal, doch innerlich fühlt man sich vielleicht unruhig, niedergeschlagen, deprimiert, traurig.
“Alleine sein ist etwas anderes als einsam sein. Alleine sein ist objektiv. Einsam sein ist ein Gefühl”, erklärt Anja in Folge 14 von “Leben, Lieben, Pflegen – Der Podcast zu Demenz und Familie”. Dann kann man auf die Suche gehen: Was macht mich einsam? Wann genau fühle ich mich alleingelassen?
2. Sprechen und zuhören
Über Gefühle zu sprechen, fällt vielen schwer. Gerade auch die eigene Einsamkeit zu thematisieren, gleicht noch immer einem Tabu. Wer spricht, macht sich verletzlich. Andererseits kann genau das dazu führen, dass andere Menschen diese Gefühle überhaupt wahrnehmen und darauf eingehen können. Ganz klar, es erfordert Mut. Aber ich weiß, dass es sich lohnen, wenn man es geschafft hat, sich zu öffnen.
Als Zuhörer kommt es dann eigentlich nur auf eines an: aufs Zuhören. Das fällt oftmals ganz schön schwer – und ich weiß selber, dass man oft schnell dabei ist, Ratschläge zu geben. Doch die lindern meist nicht das Gefühl, etwa weil sie nicht passen oder das Gefühl der Einsamkeit sogar verstärken. “Es geht eher darum, dass jemand da ist und zuhört, wenn der andere es möchte. Vielleicht ist auch einfach nur Dasein eine schöne Aktivität. So können wir Menschen in diesen Situationen helfen, in denen sie sich einsam fühlen”, sagt Anja.

Folge 14: Einsamkeit – was tun? – Leben, Lieben, Pflegen – Der Podcast zu Demenz und Familie
3. Sich mit Gleichgesinnten austauschen
Oftmals sind es Menschen, die die gleiche Erfahrung gemacht haben oder in einer ähnlichen Situation stecken, diejenigen, die uns am besten verstehen. Ich habe sehr gute Erfahrungen mit Angehörigenschulungen und -treffen der Alzheimer Gesellschaft München gemacht. Auch, wenn jeder der Teilnehmenden der Angehörigenschulung in einer anderen Situation steckte, so hatten wir doch ähnliche Erfahrungen gemacht. Es gab ein Grundverständnis, wie es das eben bei Gleichgesinnnten häufig gibt.
Und auch sonst merke ich immer wieder, dass mir Gespräche mit anderen Angehörigen von Menschen mit Demenz helfen, mich mit meinen Gefühlen und Gedanken bezüglich der Alzheimererkrankung meiner Mama nicht so alleine zu fühlen. Eine gute Anlaufstelle ist die Deutsche Alzheimer-Gesellschaft, dort gibt es eine Übersicht über regionale Gruppen. Aber auch Veranstaltungen wie die Demenz Meets sind tolle Gelegenheiten, um auf lockere Weise andere Angehörige kennenzulernen.
Hilfreich (gerade in diesen Corona-Zeiten) sind digitale Angebote: Erfahrungsberichte als Blogs oder auf Social Media, Facebook-Gruppen, Youtube-Angebote. Sie sind eine gute Möglichkeit, um Gleichgesinnte zu treffen. Viele Ältere sind noch nicht so fit im Umgang mit Smartphone und Co. Da möchte ich die Initiative von Dagmar Hirche von Wege aus der Einsamkeit erwähnen, ein tolles Projekt, das mit digitalen Schulungen untersützt.
4. Sich informieren und fortbilden
Manchmal fühlt man sich auch alleine, weil man bestimmte Erscheinungen der Demenz nicht versteht oder sich damit alleine fühlt. Je besser man sich über das Thema Demenz informiert, umso sicherer kann man damit umgehen. Herausforderungen wird es immer wieder geben… Es hilft, über die Krankheit zu lernen. Dafür gibt es die unterschiedlichsten Möglichkeiten: Es gibt viele tolle Ratgeber, Erfahrungsberichte, Online-Seiten wie Alzheimer.CH und Filme sowie Seminare und Fortbildungen für Angehörige und Interessierte. Hier findet ihr ein paar Angebote:
- Deutsche Alzheimer Gesellschaft: Informationen rund ums Thema Demenz, E-Mail-Beratung, Alzheimer-Telefon 030 – 259379514, Erfahrungsberichte
- Kompetenzzentrum Demenz in Schleswig-Holstein: Beratung und Kurse für Angehörige, Interessierte und Ehrenamtliche.
- Edukation Demenz: ein Seminarkonzept, das speziell für Angehörige von Menschen mit Demenz entwickelt wurde. Es ist wissenschaftlich evaluiert.Die Kosten sind für die Teilnehmenden gratis
- Hamburger Angehörigenschule: individuelle Beratung und Schulung ensowie Gruppenpflegekurse für Angehörige und ehrenamtliche Helfer
- Demenz Support Stuttgart: Unterstützte Selbsthilfegruppen und Angehörigengruppen sowie kKurse und Schulungen
5. Selbst aktiv werden und sich engagieren
Eine andere Möglichkeit, um mit dem Gefühl der Einsamkeit umzugehen, ist es, selbst aktiv zu werden und sich zum Beispiel ehrenamtlich engagieren. Dabei trifft man auf andere – und häufig auch auf Gleichgesinnte. Die regionalen Alzheimer Gesellschaften suchen immer wieder Unterstützer und Ehrenamtliche. Oftmals helfen auch schon einfache Aktionen, aus dem Gefühl der Einsamkeit zu kommen. Auch hier möchte ich euch drei Möglickeiten auf den Weg geben:
- Post mit Herz: ab 1.12. kann man sich bei Post mit Herz anmelden und Menschen, die in einem Pflegeheim leben und einsam sind, einen Brief zur Weihnachtszeit schreiben und so ein Lächeln ins Gesicht zaubern
- VorleserIn werden, zum Beispiel bei der Leselounge. Ehrenamtliche VorleserInnen besuchen Kindergärten und Pflegeheime und lesen dort vor. Auch viele Bibliotheken habe Vorlese-Angebote und freuen sich über Vorleser.
- Telefonfreundschaften: Gerade ältere Menschen nutzen häufig und gerne das Telefon, um Kontakt zu halten. Man kann sich beispielsweise als freiwillige Helferin etwa im Verein Silbernetz oder Retla als Telefon-Engel beziehungsweise Silberfreund engagieren und Telefonate gegen die Einsamkeit führen (Hier findet ihr ein Interview mit der Initiatorin von Silbernetz).
.
Einsamkeit und Demenz – Folge 14 von “Leben, Lieben, Pflegen”
