Ich neige dazu, mich in schwierigen Momenten von meinen negativen Gedanken und Gefühlen mitreißen zu lassen. Oft fühle ich mich dann richtig hilflos und weiß nicht mehr, was ich tun soll. In der Podcastfolge von “Leben, Lieben, Pflegen” haben Anja und ich über die Macht der Gedanken gesprochen. Im Gespräch haben wir eine Reihe an Tipps gesammelt. Hier findet ihr fünf Ideen, was man tun kann, damit Gefühle und Gedanken nicht übermächtig werden und Infos zur Folge “Die Macht der Gedanken”.

wie man mit negativen Gedanken umgehen kann
Die Demenz bringt immer wieder schwierige Momente
Ich erinnere mich an die Zeit nach Mamas Diagnose. Damals konnte ich nur weinen und alles hat sich schrecklich angefühlt. Meine Gedanken sind immerzu um die Alzheimer-Diagnose gekreist. Ich hatte große Angst davor, dass meine Mama bald verschwinden würde. Wenn mir jemand gesagt hätte, dass es wichtig ist, die Erkrankung anzunehmen und damit Frieden zu schließen, ich hätte denjenigen für verrückt erklärt.
Und doch, jetzt fast elf Jahre später, denke ich oft genau das: Wenn es gelingt, die Demenz anzunehmen, klappt es oft besser. Dennoch gibt es immer wieder Herausforderungen durch Mamas Alzheimererkrankung, die mich an Grenzen bringen. Nicht nur mich, ich merke es auch an meinem Papa. Da sind etliche schwierige Momente, die für uns alle stressig sind (ganz besonders für Mama): wenn meine Mama mitten auf der Treppe plötzlich keinen Schritt mehr weiter gehen kann. Oder es nicht gelingt, dass sie ins Auto einsteigt. Oder sie sich nicht hinsetzt.
Eigentlich sind es Kleinigkeiten und selbst, wenn man weiß, dass es an der Erkrankung liegt, so gelingt es in solchen Momenten nicht immer, gelassen zu bleiben. Zumindest bei mir ist das so. Dann kommen negative Gefühle, ich bin genervt und frustriert, ärgere mich oder werde traurig – und stecke in diesen negativen Gefühlen und Gedanken fest. Sie werden übermächtig und das tut weder mir noch meiner Mama gut, und hilft uns ja auch nicht weiter.
5 Tipps von der Podcastfolge “Die Macht der Gedanken”
Für den Podcast “Leben, Lieben, Pflegen” von Desideria Care haben Familiencoach Anja Kälin und ich uns genau darüber unterhalten: Was kann man tun, dass die Gefühle nicht so mächtig werden? Was kann im Großen (wenn man die Diagnose Demenz erhält) wie im Kleinen (wenn man in einer herausfordernden Situation steckt) helfen? Im Gespräch haben wir mehrere Ideen gesammelt, die in schwierigen Momenten helfen können. 5 Tipps möchte ich euch hier vorstellen:
- Die Gefühle wahrnehmen: Es hilft, sich die Gefühle genau anzuschauen. Wir versuchen negativen Gefühlen wie Wut, Trauer oder Angst aus dem Weg zu gehen. Aber Anja meinte: “Die negativen Gefühle wie Schmerz und Leid, Wut und Trauer gehören zum Leben dazu und sie können uns auf wertvolle Aspekte hinweisen.” Was will mir das Gefühl sagen? Worum geht es hier wirklich? Darum, dass meine Mama die Treppe nicht weitergeht oder was ärgert mich so sehr? Wenn du das Gefühl wahrnehmen kannst, kann du viel besser eine Lösung für die Situation finden.
- Mitgefühl zeigen: Am strengsten sind wir oft gegenüber uns selbst. Es hilft, einen Schritt zurücktreten und die Situation mit Wohlwollen zu sehen, auch mir gegenüber. Ja, es ist herausfordernd und es ist okay, auch mal genervt zu sein. Ich werde es einfach noch mal probieren.
- Erwartungen überprüfen: Woher kommt die Anspannung? Woher der Druck? Liegt es tatsächlich daran, dass etwas nicht klappt oder ist es nur meine Erwartung, der ich da nicht gerecht werde? Was ist das eigentliche Problem? Wie kannst du es lösen und was brauchst du dazu?
- Rückwärts zählen: Diese Strategie ist wahnsinnig effektiv, um die Reiz-Reaktionskette zu unterbrechen, sich also nicht gleich von seinem ersten Gefühl leiten oder gar überwältigen zu lassen. Alles, was man tun muss, ist von zehn bis eins rückwärts zu zählen.
- Mit den Gedanken spielen: Eine andere Möglichkeit ist es, mit inneren Bildern zu arbeiten. Wenn wütende (oder andere negative) Gedanken immer wieder kommen, kann man sie auf die davonziehenden Wolken setzen oder an Fische hängen, die im Aquarium hin und herschwimmen. Oder man übersetzt den Gedanken in eine fremde Sprache. Schon wirken die Gedanken weniger absolut – und man kann aus der Schockstarre ins Handeln kommen.
Noch mehr Infos erfahrt ihr in der Folge “Die Macht der Gedanken”. Hört doch mal rein!

Folge 19: Die Macht der Gedanken – Leben, Lieben, Pflegen – Der Podcast zu Demenz und Familie
Zur Folge gibt es ein Worksheet. Es kann auch helfen, eure Situation zu reflektieren und zu einem anderen, entspannteren Umgang mit negativen Gedanken und Gefühlen zu kommen. Du kannst es hier herunterladen.
Viel Spaß beim Anhören der Folge!