"Liebe Mama..."

Liebe Mama, du machst mir Mut!

Manchmal im Leben gibt es Phasen, die sind nicht so einfach. Ich stehe vor Herausforderungen, fühle mich überfordert, bin traurig und weiß nicht so recht weiter. Mir hilft dabei der Blick auf meine Mama. Ein Dankesbrief: Liebe Mama, du machst mir Mut!

Peggy und Mama

Liebe Mama, du machst mir Mut!

Ach, Mama, momentan ist vieles nicht so leicht. Ich stehe vor Entscheidungen und weiß nicht, welche ich fällen soll. Ich bin mir unsicher, wie ich weitermachen kann und sollte. Welche Entscheidungen sind die richtigen? Welche Wege möchte ich gehen? Was brauche ich – und was meine Kinder?

In manchen Momenten fällt mir alles unheimlich schwer und ich sehe dann vor allem Trübsal. Ich fange an zu grübeln, zerdenke alles und bekomme Angst. Es gibt Momente, da vermisse ich dich besonders. Da wird das Kind in mir sehr wach und wünscht sich eine Mutter. Da fehlst du mir ganz besonders. Ich wünschte, ich könnte mit dir über sprechen. Du warst in schweren Zeiten für mich da und hast mir Mut gemacht. Das könnte ich jetzt gut gebrauchen.

Aber nun ja, diese Gespräche sind schon lange nicht mehr möglich. Du bist so ruhig geworden und schläfst fast den ganzen Tag. Ich kann mich ehrlich gesagt nicht mal mehr erinnern, wann wir zum letzten Mal ein Gespräch geführt haben. 

Und doch machst du mir Mut, liebe Mama! Du hilfst mir. Daran zu denken, was du gemeistert hast und immer noch meisterst, das gibt mir Mut. Und ich denke daran, wie es damals nach der Alzheimerdiagnose war. Du warst traurig und doch irgendwie auch erleichtert. Sicher, da war Angst vor der Zukunft. Aber du hast nicht verzweifelt an der Diagnose, sondern hast sie angenommen. Ich erinnere mich an diese bunte Taube, die du gemalt hast und die Fröhlichkeit verströmte. Ich denke daran, dass du wieder regelmäßig laufen warst und sogar an Wettkämpfen teilgenommen hast.

Dass du nicht verzweifelt hast an der Diagnose Alzheimer, sondern sie angenommen hast, damit machst du mir auch heute Mut.

Klar, könnte man meinen, du hattest ja keine Wahl. Die Krankheit war nun mal da. Eine Demenzerkrankung wünscht sich keiner und sie lässt sich auch nicht rückgängig machen. Aber du hast dich nicht unterkriegen lassen. Ich habe schon einmal darüber geschrieben, dass du tapfer bist und das denke ich immer noch.

Du hast mir gezeigt, dass man auch mit Demenz fröhlich sein und lachen kann. Das Leben mit Demenz ist nicht zu Ende. Es wird anders. Ja, es ist herausfordernd – und doch lassen sich Dinge gestalten.

Wen ich dich sehe und bedenke, was du geschafft hast und was du heute noch meisterst, dann macht mir das Mut, dass auch ich meine Herausforderungen bewältigen kann. Dass es vielleicht nicht so wird wie geplant. Dass es anders wird – und das ist nicht das Ende.

Danke, liebe Mama, für die immer wieder neuen Lektionen. Wenn du es schaffst, mit so einer Krankheit wie Alzheimer zu leben, dann werde auch ich einen Weg finden.

Und weißt du, in Gedanken höre ich dich sagen, das was du früher oft gesagt hast: Wir warten mal ab. Das wird schon wieder.

Danke, liebe Mama!

Deine Peggy

2 Gedanken zu „Liebe Mama, du machst mir Mut!“

  1. Liebe Peggy,
    Was für ein wundervoller Brief!!!! Du sprichst mir genau heute aus der Seele…..
    Liebe Grüße, Anja

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