Corona

Meine Corona-Gedanken: Vom Sorgen und Hoffen

Nun gibt es diverse Lockerungen im Corona-Alltag. Meine mittlere Tochter geht tageweise wieder in die Schule, die Kleine in den Kindergarten. Einerseits stimmt mich das froh und macht Hoffnung, weil ein wenig mehr Alltag und Sozialleben möglich ist. Andererseits schürt es auch meine Sorgen, denn das Virus ist immer noch da. Experten warnen vor einer dritten Welle. Meine Mama hat durch ihre Alzheimer-Erkrankung zwar ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf einer Coronainfektion, aber wann sie geimpft wird, ist ungewiss. Meine Corona-Gedanken zwischen Sorgen und Hoffen

Corona Hoffen sorgen
Hoffen kann man immer, oder?

Hoffnung durch die Impfung

Als im Dezember der erste Impfstoff gegen das Coronavirus zugelassen wurde, war ich zuversichtlich. Noch Monate zuvor dachte ich, dass das ewig dauern würde und dann war es kurz nach Weihnachten so weit. „Wird die Oma jetzt geimpft?“, fragten meine Töchter neugierig, als wir in den Fernseh-Nachrichten mitverfolgten, wie die ersten Menschen geimpft wurden.

Ich wusste, dass es etwas dauern würde, bis meine Mama geimpft wird. Weil nicht alle Menschen gleichzeitig geimpft werden können und nicht genügend Impfstoff da war, gibt es Risikogruppen. Menschen mit Demenz gehören zur Risikogruppe 2. Mein Papa hingegen, der 80 Jahre alt ist, gehört zur Risikogruppe 1. Ich war voller Hoffnung, dass meine beiden Eltern bald geimpft werden würden, spätestens bis Ende Februar durch die Impfung geschützt seien.

Corona-Impfung? Nicht für meine Eltern

Und ist es Anfang März -– und ungewiss, wann sie die Impfung bekommen. Jedes Mal, wenn ich versuche über den Impfterminservice einen Termin im örtlichen Impfzentrum zu bekommen (das 50 Minuten Autofahrt von meinen Eltern entfernt liegt, aber das ist eine andere Geschichte…), lese ich „Es wurden keine freien Termine in Ihrer Region gefunden. Bitte probieren Sie es später erneut. Sobald genügend Impfstoff und die entsprechenden Kapazitäten vorhanden sind, werden die Impfzentren weitere Termine einstellen.“ Der gleiche Text, seit Ende Dezmeber.

Alles klar. Da diskutieren Politiker und Experten, ob ein Impfstoff an alle freigegeben werden kann, aber nicht einmal die Personen der höchsten Risikogruppen wurden geimpft. Menschen, die in einem Heim leben, hatten zunächst Vorrang. Und nun? Was ist mit den anderen? Zwei Drittel der Menschen mit Demenz leben zu Hause. Wann und wie werden sie geimpft? „Dass nun alte Menschen, viele davon mit einer Demenz, im Stich gelassen werden, ist ein Skandal“, bringt Regina Schmidt-Zadel, Vorsitzende von Alzheimer NRW es in einer Pressemitteilung auf den Punkt.

Vorgesehen ist auch, dass jede von Demenz betroffene Person zwei enge Kontaktpersonen benennen kann, die dann mit gleicher Priorität eine Impfung erhalten können. Das finde ich wichtig und gut so, nur leider ist nicht klar, wie diese Regelung umgesetzt wird. „Was wir jetzt brauchen, sind unkomplizierte Verfahren und klare Formulierungen, um Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen den Zugang zu einer Impfung zu ermöglichen“, sagt Sabine Jansen, Geschäftsführerin der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e.V.

Wohlwissend, dass viele Personen mit hohem Risiko und ein Großteil ihrer pflegenden Angehörigen nicht ausreichend geschützt sind, gibt es nun bundesweit diverse Lockerungen – und viele fordern noch weitere. Einerseits freue ich mich, denn meine mittlere Tochter kann tageweise in die Schule gehen und mit ihren Freundinnen lernen. Meine Kleine erlebt wieder ein Stück Normalität im Kindergarten. Und ja auch ich würde mich freuen, mal wieder raus zu kommen, Freundinnen zu treffen und in einem Café zu sitzen. Aber: Andererseits bin ich skeptisch, ängstlich – und genervt.

Die Folgen der Lockerungen?

Ich bin genervt und frustriert von den Einschränkungen – und doch habe ich Angst vor diesen Lockerungen. Denn das Virus ist immer noch da und die neue Virusmutation noch ansteckender. Die Infektionszahlen steigen wieder, der angestrebete Inzidenzwert von unter 35 ist nicht erreicht. Werden die Lockerungen und Öffnungen zu einem deutlichen Anstiegt der Neuinfektionen führen, so wie es im vergangenen Herbst der Fall war? Ich befürchte das – und es fühlt sich an als würde ich in einer ewigen Schleife aus Wiederholungen stecken: auf jede Lockerung folgt ein Lockdown.

Die Lockerungen bringen mich schon wieder in eine Zwiespalt: Kann ich zu meinen Eltern fahren, wenn ich doch das Virus zu ihnen tragen könnte, weil die Kinder mit anderen Kindern Kontakt haben? Oder muss ich jetzt auf Abstand gehen? Und falls ja, wie lange?

Gut geschützt: Was kann ich tun?

Ich bin dieses Hin und Her leid und es macht mich hilflos. „Ich kann nichts ändern an den Umständen“, würde ich am liebsten nur jammern. Und dann merke ich: Ganz so hilflos bin ich nicht, und kleine Verbesserungen gibt es doch auch. Meine Mama kann weiterhin in die Tagespflege gehen, und dort gibt es ein gutes Testkonzept. Auch der ambulante Pflegedienst, den wir erst in der Corona-Zeit hinzugezogen haben, kommt regelmäßig.

Meine Eltern sind nicht so alleine, wie sie es im ersten Lockdown waren. Das beruhigt mich, denn Corona hin oder her – Menschen mit Demenz brauchen ein Netzwerk und liebe Menschen um sich, die sich um sie kümmern. Ein pflegender Angehöriger sollte nicht alle Last alleine schultern müssen und dank Tagespflege und Pflegedienst muss mein Papa dies auch nicht tun.

Das zu reflektieren hilft mir ein wenig. Und mir ins Bewusstsein zu rufen, wie wichtig meine Rolle und mein Verhalten ist. Wenn ich mich an die Hygieneregeln halte, auf Abstand gehe und einen Mund-Nasen-Schutz trage, schütze ich nicht nur mich, sondern meine ganze Familie und auch meine Mama mit Alzheimer und meinen Papa. Zum Glück sind da nicht nur Sorgen und Frust in diesen anstrengenden Corona-Monaten, sondern auch ein wenig Hoffen. Immerhin.

Foto: Nick Fewings/Unsplash

4 Gedanken zu „Meine Corona-Gedanken: Vom Sorgen und Hoffen“

  1. Liebe Peggy, gut geschrieben – mir geht es genauso. Am Sonntag wird meine Mama (93) geimpft, die Organisation dessen war und ist ein Kraftakt und ich bin sehr (an)gespannt. Ich finde es auch alles sehr mühsam, es wäre so einfach und Ressourcen schonend, mich als ihre Betreuung und Begleitperson zum Impftermin gleich mit zu impfen. Aber das sehe ich noch lange nicht. Hier gibt es übrigens die Möglichkeit, über die Tagespflegeeinrichtung zu impfen.

    1. Gut, dass es bei euch geklappt hat. Bei meiner Mama ist eine Impfung in der Tagespflege leider nicht möglich. Aber vielleicht ändert sich das noch. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass es eine baldige Lösung geben wird.

      1. Liebe Peggy!

        Bei uns war es auch erst nicht vorgesehen, in der Tagespflege zu impfen. Plötzlich ging es aber doch und auch recht zügig:-)
        Alles andere wäre auch ein Kraftakt gewesen, da mein Papa mit Pflegerollstuhl zum Impfzentrum gefahren werden müsste…Taxi?? und von meiner Mama als pflegende Angehörige ist auch noch lange nicht die Rede:-(…..
        Da ich im KH arbeite, habe ich Glück, ich bin schon 2 mal geimpft!
        Drücke euch die Daumen!

        LG

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