Träume und Wünsche aufschieben? Das kann ich gut! Und dann stelle ich irgendwann genervt fest: “Mist, ich wollte doch xy machen”. So geht mir das leider manchmal mit meiner Mama. Die Alzheimer-Erkrankung schreitet fort und sie spricht kaum mehr. Und ich denke sehr oft: “Mist, warum habe ich nicht früher noch mehr mit ihr gesprochen.” und bereue es, manche Fragen nicht gestallt zu haben. Deshalb schreibe ich diese Bucket-List. Es ist eine sehr persönliche Liste an Dingen, die ich mit meiner Mama noch erleben möchte, wohl wissend, dass es nicht die großen Abenteuer sein werden. Aber kleine Abenteuer und gemeinsame Glücksmomente, die können wir immer noch finden. 33 Dinge, die ich mit meiner Mama noch erleben möchte – und warum Erdbeeren darin eine wichtige Rolle spielen

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Liebe Mama, ich möchte mit dir diese 33 Dinge erleben
Kennst du eine Bucket-List? Sie ist auch bekannt als Löffel-Liste oder Things-to-do-in-Life-Liste. Das ist eine Liste, auf der man all die Dinge sammelt, die man noch erleben möchte, bevor man zu alt oder zu krank dafür ist. Bei vielen Menschen ähnelt sie einer ewig langen To-Do-Liste. Der Gedanke dahinter ist, dass man an seinem Lebensende zufriedener mit sich ist, weil man seine Wünsche und Träume umgesetzt hat.
Hast du jemals so eine Liste geführt oder ist das nur etwas, das meine Generation macht, weil sie Angst hat, sich nicht verwirklichen zu können? Ich habe vor vielen Jahren, als ich gerade mit dem Studium fertig war, eine Liste angefangen mit “100 Dingen, die ich in meinem Leben machen möchte”. Vor kurzem habe ich wieder hinein geschaut und mich erinnert, dass ich mich damals damit sehr schwer getan habe, überhaupt 100 Dinge zu finden. Ich wollte, dass es große, bedeutende Dinge sind.
Auf die kleinen Abenteuer kommt es an
Aber weißt du, was ich durch deine Krankheit gemerkt habe? Dass ich die kleinen alltäglichen Dinge oft gar genug wertgeschätzt habe. Ich wünsche mir zum Beispiel sehr oft, ich hätte dich mehr gefragt, über meine Kindheit, über deine Kindheit, über deine Jugend. Jetzt, wo du fast kaum mehr sprichst, geht das nicht mehr und all die Fragen, die ich habe, kann ich nur mir selber stellen.
Mir ist sehr wohl bewusst, dass deine Alzheimer-Krankheit lebensverkürzend ist. Kein Arzt, kein Experte kann sagen, wie lange du leben wirst und eigentlich möchte ich es auch gar nicht wissen. Ich möchte diese Zeit, die wir haben, nutzen. Ich möchte mit dir noch Abenteuer und Wohlfühlmomente erleben. Dass es dir, auch wenn du in deiner kleinen Anders-Welt bist, einfach gut geht und das so lange wie möglich. Es heißt, dass schon das Lesen der Liste dankbarer macht. Mir jedenfalls hilft es zu sehen, dass es nicht unbedingt die großen Abenteuer sind, sondern dass es viele kleine Dinge sind, die wir mit – oder trotz – der Demenz zusammen erleben können.
Unsere Mutter-Tochter-Bucket-List
- einen neuen Rosenstrauch im Garten pflanzen
- Himbeeren anpflanzen
- dir deine Nägel lackieren und mir meine auch
- mit nackten Füßen durchs Gras gehen
- dir ein selbst geschriebenes Märchen vorlesen
- dir einen Nestel-Ring nähen (so wie deine Nesteldecke, nur kleiner und handlicher)
- ein Bild für dich malen
- Handlettering lernen
- eine Charity-Aktion zum Welt-Alzheimertag machen
- die famose Stachelbeer-Torte aus deinem Familienbackbuch backen
- dir eine Aktivierungskiste packen und gemeinsam
- jede Woche einmal Videocall telefonieren
- auf einen Bauernhof fahren (das fänden auch die Kinder toll)
- ein Sonnenblumenfeld für dich säen
- dir dein Lieblings-Märchen Rotkäppchen vorlesen
- gemeinsam Erdbeermarmelade kochen, so wie du es früher immer gemacht hast
- mit dir auf dem Feld Erdbeeren naschen, das ist eine meiner Kindheitserinnerungen und es ist schon viel zu lange her, dass wir gemeinsam Erdbeeren gepflückt haben
- einen Melisse-Lavendel-Raumduft selber herstellen
- dich in Bildern mit nach Äthiopien nehmen. Als ich damals dort für meine Magister-Arbeit geforscht habe, hatte ich mir vorgenommen, irgendwann mit dir dahin zu reisen. Denn du hast dich sehr für diese so ganz andere Leben in Afrika interessiert.
- für dich Injera backen, als kleine kulinarische Äthiopien-Erfahrung
- durch warmen Sommer-Regen gehen
- eine Schnee-Wanderung machen
- dir aus meinem Buch vorlesen
- Fotos-Shooting mit unserer Familie
- ein Dankbarkeits-Journal anfangen
- einen Frauen-Abend machen, mit meinen Töchtern und meiner Schwägerin
- mit nackten Füßen durch Sand laufen
- eine Oper anhören
- zu alten Schlagern tanzen
- mit dir ein Kunstwerk bestaunen
- dir einen perfekten Caipirinha mixen
- mit dir ein Lied singen
- einen Kaffeeklatsch mit dir machen und dir einen leckeren Cappuccino machen
Liebe Mama, das sind ganz schön viele Vorhaben, die wir da stehen haben. Erst dachte ich, dass ich nie im Leben eine Liste zusammenbekomme. Denn all die anderen Abenteuer, die sonst auf einer Bucket-List stehen, die konnte ich von vornherein ausschließen. Ich finde, ich bin ganz schön weit gekommen. Und ich hoffe sehr, dass wir jedes einzelne erleben können.
Deine Peggy

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Tipps für das Schreiben einer Bucket-List
Ihr wollt auch eine Liste erstellen? Diese Fragen haben mir dabei geholfen:
- Was hat meine Mama früher gerne gemacht?
- Wovon hat sie immer geschwärmt?
- Welche Hobbys hatte sie?
- Was zaubert ihr heute ein Lächeln ins Gesicht?
- Welche Dinge mache ich gerne?
- Was würde ich machen, wenn ich mehr Zeit hätte?
Viel Spaß beim Schreiben und Erfüllen eurer Wünsche und Träume!
Bilder: Unsplash/Artur Rutkowski, Unsplash/Jess Bailey