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Zum Tag des Lächelns: Interview mit Peter Gaymann

Am 2. Oktober ist der Tag des Lächelns. Schon gewusst? Dieser Feiertag mag ein wenig kurios wirken (und ist es ja auch). Aber dann wiederum: Tut ein Lächeln uns nicht allen gut und sollten wir Humor und Fröhlichkeit nicht viel mehr feiern? Mir jedenfalls erleichtern ein Lächeln oder Lachen den oft so stressigen Alltag. Durch meine Mama und ihre Alzheimer-Erkrankung habe ich gelernt: Auch im Zusammensein mit Menschen mit Demenz werden durch Humor viele Dinge leichter. So ein Tag des Lächelns ist eine schöne Erinnerung zu lächeln und die frohen Momente zu sehen und genießen. Im Interview hat mir Peter Gaymann mehr von seinem DEMENSCH-Projekt erzählt und wie seine Cartoons Menschen mit Demenz und deren Angehörigen guttun.

Das DEMENSCH-Projekt bringt das Thema Humor und Demenz zusammen

Der Tag des Lächelns geht übrigens zurück auf Harvey Ball, einem Werbegrafiker aus Massachussetts. Er gilt als Erfinder der Smileys. Im Jahre 1963 sollte er für eine Firma einen Ansteckbutton entwerfen, um die Mitarbeiter zu motivieren. Er zeichnete einen Kreis, malte ihn gelb aus, setzte zwei Punkte hinein und einen Halbkreis darunter: das erste Smiley war geboren. Heute gibt es zahllose Varianten des Smileys… 😃😊 

Im letzten Blog-Post habe ich darüber geschrieben, warum ich das Lächeln meiner Mama so genieße. Die Macht des Lächelns ist gerade mit der Demenz oft sehr eindrücklich zu spüren. Auch Peter Gaymann findet, dass Lachen und Humor Menschen mit Demenz guttut. Im Interview erklärt er, warum und er berichtet von seinem DEMENSCH-Projekt.

Das DEMENSCH-Projekt: Lachen und Demenz

Illustrator Peter Gaymann

2013 hat der beliebte Cartoonist, Graphiker und Schriftsteller Peter Gayman zusammen mit Prof. Dr. Thomas Klie das Projekt ‚DEMENSCH‘ ins Leben gerufen. Seitdem bringt er jedes Jahr einen Kalender heraus, der sich mit viel Fingerspitzengefühl dem Thema Demenz widmet.

Lieber Herr Gaymann, wie ist das DEMENSCH-Projekt entstanden?

Ich wurde vor circa zehn Jahren von Professor Klie auf einer Veranstaltung angesprochen. Er fragte mich, ob ich zum Thema Demenz auch komische Bilder zeichnen könnte. Ich war erst verunsichert, dann aber neugierig. So entstanden die ersten Entwürfe und der erste Kalender. Noch immer war ich skeptisch, ob so ein Kalender vom Publikum angenommen wurde. Bei der Präsentation im Foyer des Südwestfunks in Freiburg, war aber dann schnell klar, dass wir einen Treffer gelandet hatten. Die Landesschau berichtete und wenige Tage später wurde ich in die Talkshow von Frank Elster eingeladen. Schon der erste Kalender wurde ein Erfolg.

Wo finden Sie Ideen und Inspirationen für Ihre Zeichnungen?

Im alltäglichen Leben. Ich bin ein ständiger Beobachter und spreche mit vielen Freunden und Fachleuten. Ich war selbst häufig in einem Heim für Demenzkranke, um dort ein Familienmitglied zu besuchen. So habe ich viele traurige, aber auch komische Situationen erlebt. Einmal hat mich eine Frau angesprochen und mich gefragt: „Sagen sie mal, wo geht es hier eigentlich zu den Normalen.“ Tja, wenn ich das wüßte… Viele Ideen kommen mir aber auch beim Nachdenken und Lesen über das Thema. Ich kann mich gut in Menschen und Situationen hineinversetzen.

Mit oder trotz Demenz lachen – Warum ist das wichtig?

Lachen ist meiner Meinung nach immer eine gute Möglichkeit mit den Schattenseiten des Lebens umzugehen. Lachen entkrampft und es verbindet uns mit den Menschen. Denn gerade wenn es Probleme gibt, kann das Lachen uns wieder einnorden, uns wieder neue Kraft geben. Ich zeichne auch für den Bundesverband Kinderhospize e.V. Wenn Kinder früh sterben, ist das eine Katastrophe für die Eltern und Geschwister. Trotzdem habe ich erlebt, dass in den Hospizeinrichtungen auch viel gelacht wird. Kranke und Kinder freuen sich ja auch, wenn sie von Clowns besucht werden. Allerdings muss der Humor muss menschenfreundlich sein. Kein verletzender Humor. Sich nicht lustig machen über die Menschen, sondern gemeinsam lachen. Man muss den kranken Menschen ihre Würde lassen.

Der DEMENSCH-Kalender 2021: Postkarten mit viel Witz zu einem ernsten Thema

Was möchten Sie durch das DEMENSCH-Projekt erreichen?

Ich möchte die Hemmschwelle senken. Die Angst nehmen. Dement sein gehört in einer immer älter werdenden Gesellschaft zum Leben dazu. Deshalb sollte man nicht die Augen zumachen und weglaufen oder Betroffene sofort wegsperren. Miteinander leben und helfen so gut es eben geht, soweit es eben geht. Dabei kann der Humor auch helfen. Ich möchte, dass meine Bilder dem Betrachter dabei helfen, die Dinge zu sehen, wie sie eben sind. Und ihm vielleicht den einen oder anderen Weg aufzeigen, wie er mit den Veränderungen umgehen kann.

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