Allgemein, Wie ich helfen kann

Wie kann Achtsamkeit pflegenden Angehörigen helfen? – Interview mit Diana Zorn

Eine Studentin der Universität Innsbruck hat mich um Unterstützung gebeten und ich möchte ihr Anliegen gerne teilen. Denn ich denke, dass es ein wichtiges Thema für alle pflegenden Angehörigen ist. Diana Zorn untersucht die Rolle der Achtsamkeit und die Belastung von pflegenden Angehörigen von Menschen mit Demenz. Was genau sie untersucht und warum das so wichtig ist, hat sie mir in einem Interview erklärt.

Achtsamkeit

Achtsamkeit und die Situation von pflegenden Angehörigen

Diana Zorn studiert Psychologie an der Leopold-Franzens Universtität Innsbruck und forscht zum Thema Achtsamkeit und Selbstwirksamkeit von pflegenden Angehörigen von Menschen mit Demenz. Dazu führt sie eine Studie durch.

Liebe Diana, worum geht es in deiner Studie?

Ich möchte die subjektive Belastung von pflegenden Angehörigen von Menschen mit Demenz untersuchen. Hierbei soll geschaut werden, ob die Achtsamkeit und die Selbstwirksamkeitserwartung von Menschen die Belastung verringern können und möglicherweise zu einem höheren Wohlbefinden verhelfen können.

Was genau bedeuten Achtsamkeit und Selbstwirksamkeitserwartung?

Achtsamkeit meint hierbei die Fähigkeit den gegenwärtigen Moment bewusst wahrzunehmen und seine Aufmerksamkeit fokussiert lenken zu können. Die Selbstwirksamkeitserwartung dagegen ist das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, um schwierige Situationen oder Probleme lösen zu können.

Warum hat Achtsamkeit so eine Bedeutung?

Das Konzept der Achtsamkeit hat seine Wurzeln im Buddhismus und findet seine Abstammung im Pali-Wort sati. Im Deutschen kann dies mit „erinnern” übersetzt werden. Achtsamkeit meint die Fähigkeit das Hier und Jetzt bewusst, absichtsvoll und ohne Bewertung wahrzunehmen und seine Aufmerksamkeit fokussiert lenken zu können. Die Achtsamkeits-Lehre ist von großem Interesse für die Forschung, da Achtsamkeit einen Einfluss auf die Gesundheit hat. Übende profitieren und genießen schnell die innere Ruhe und Entspannung, welche sich körperlich und geistlich einstellt. 

Im Fokus deiner Studie stehen pflegende Angehörige. Warum?

Als Psychologie-Studentin habe ich letzten Sommer ein Praktikum im Alzheimer Therapiezentrum in der Schön Klinik in Bad Aibling gemacht Dort können Menschen mit der Diagnose Demenz und ihre Angehörigen drei Wochen lang ein abwechslungsreiches Therapieprogramm wahrnehmen. Die Angehörigen werden in das Therapieprogramm integriert und bekommen neben Informationen und Workshops, zum Beispiel zu Selbstfürsorge, externe Hilfen etc.,  auch die Möglichkeit sich mit anderen Angehörigen auszutauschen. Vom Standpunkt der Psychologie fand ich diese Angehörigengruppen am spannendsten. Welche Themen und Probleme beschäftigen die Angehörigen, an welcher Stelle kann man Hilfe anbieten? Gerade das Thema der Selbstfürsorge finde ich unabdingbar, jeder sollte sie in sein Leben einbeziehen.

Warum ist es so wichtig, dass es pflegenden Angehörigen gut geht?

Es wurde bereits in Studien nachgewiesen, dass sich das gesundheitliche Wohlbefinden einer pflegenden Person auch maßgeblich auf die Gesundheit und das Stresserleben des Angehörigen mit Demenz auswirkt und den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen kann. Aus diesem Grund finde ich den Ansatz, die pflegenden Angehörigen in den Fokus zu rücken, unentbehrlich.So sollte die Gesundheit und die Lebensqualität der pflegenden Angehörigen gefördert werden und zum Beispiel ihr Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und in die Bewältigung von herausfordernden Situation gestärkt werden.

Was ist dein Ziel?

Da ich mich persönlich viel mit Yoga und Meditation und ihren positiver Auswirkung auf die Gesundheit beschäftige, finde ich es spannend zu untersuchen, ob sich das Wohlbefinden und die Gesundheit von Personen, welche zum Beispiel in einer herausfordernden Situation der Pflege eines Angehörigen leben, durch Achtsamkeits- und Entspannungsübungen verbessern könnte. Es sind oft simple Atemtechniken, welche schnell zu einem Entspannungsempfinden führen können. Auch die Selbstwirksamkeit spielt in diesem Zusammenhang ein Thema. Inwieweit vertrauen Personen in ihre eigenen Fähigkeiten, Probleme wie Alltagsstress zu bewältigen? Ich denke, dass gerade Personen, welche sich mit der täglich anspruchsvollen Aufgaben der Pflege auseinandersetzen, von diesen Übungen sehr profitieren könnten. 

Hast du einen persönlichen Bezug zum Thema Demenz?

Ich bin durch meine verschiedenen Praktika auf das Thema und die Arbeit mit Demenz gestoßen. Für mich war das eine ganz neue Sichtweise im Umgang mit Menschen, da oftmals nicht mehr auf der kognitiven Ebene mit Personen kommuniziert werden kann, aber auf der emotionalen, welche für mich einen ganz wunderbareren zwischenmenschlichen Austausch darstellt.

Wie bist du auf dieses Thema gekommen?

Während des Praktikums sind mir häufig Ehepartner oder Kinder der Personen mit Demenz aufgefallen, die so eine tolle liebevolle und verständliche Art und Weise im Umgang mit ihren Angehörigen zeigten. Natürlich ist mir bewusst, dass die Beziehung der Personen, auch aufgrund der häufig späten Diagnose, eine lange Vorgeschichte mit vielen sehr persönlichen und individuellen Einflüssen hat. Ich wurde dennoch aufmerksam auf den Zusammenhang zwischen der Zufriedenheit und Lebensfreude des Angehörigen und dem Wohlbefinden der Person mit Demenz. Sollte man hier nicht unbedingt ansetzen und auf beiden Seiten auf die Gesundheit der Personen achtsam sein, welche sich scheinbar gegenseitig sehr beeinflussen?

Wie kann man an der Studie teilnehmen?

Am einfachsten ist es, die Online-Umfrage auszufüllen. Interessierte können den Fragebogen auf Papier ausfüllen. Bitte an mich wenden, ich kann ihn gerne zuschicken.

Was passiert mit den Daten der Umfrageteilnehmer?

Mit der Untersuchung werden persönliche anonyme Informationen erhoben, digital gespeichert und ausgewertet. Es können keine Rückschlüsse auf die Person geschlossen werden. Die Teilnehmer erklären sich mit der Teilnahme einverstanden, dass Ihre anonymisierten Daten zu Forschungszwecken weiter verwendet werden können und gespeichert bleiben. Die Studienergebnisse werden ohne Bezug zu ihrer Person anonymisiert veröffentlicht.

An wen kann man sich bei weiteren Fragen fragen?

Die Studie wird im Rahmen meines Bachelorstudiums der Psychologie an der Universität Innsbruck durchgeführt. Bei Fragen oder Rückmeldungen melden sie sich bitte bei: diana.zorn@student.uibk.ac.at 

Liebe Diana, viel Erfolg mit der Umfrage! Ich bin gespannt auf die Ergebnisse.

Foto: Sean Stratton, Unsplash; privat,

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